Text-, Konzept- & Klangkunst

Lyrik, Games & Prosa; Soundart, Synpoesie & Literaturformate; Lyrik-Lektorat & Workshops

Nur ein:e Künstler:in kann den Sinn des Lebens erraten.
Novalis – Fragmente

{Christian Schloyer mit 'JUMP ’N’ RUN'}

Leben ist wie luzides Träumen: Wir leben, obwohl wir wissen, dass wir leben.

Aktuelles

9. Dezember: VILLA WILD #16 – Von der Zukunft

Ob uns eine schreckliche Zukunft droht – oder vielmehr eine zunehmend ungenießbarere Gegenwart? Eine Themenwelt, in deren Orbit auch der Lyrikband VENUS–MARS als einer von unzähligen Begleitmonden aufschimmert. Ich freue mich, diesen Abend mit einer elektroakustischen Klangreise „zum Mitschreiben“ einleiten zu dürfen. Keine helle und fröhliche Soundszenerie ist zu erwarten, was aber auch an unseren Hörgewohnheiten liegt: unbekannte Klänge assoziieren wir mit Thrillern und bedrohlichen SciFi-Panoramen.

Die Zukunft liegt als weites Feld vor uns, voller Möglichkeiten, voller Chancen – persönlicher, gesellschaftlicher, globaler. Oder gibt es solche positiven Zukunfts-Blicke überhaupt nicht mehr? Junge Menschen protestieren als „Letzte Generation“, da sie, wenn es so weiterginge, keine Zukunft mehr für sich sehen. Klimawandel, KI, Kriege: Dystopische Erzählungen sind das Genre der Stunde. Droht uns allen wirklich eine schreckliche Zukunft, und wir können nicht viel dagegen machen? Nora-Eugenie Gomringer und Martin Beyer beschreiten an diesem Abend das weite enge Feld der Zukunft und suchen mit ihren Gästen nach Ein- und Ausblicken, die Mut machen und uns mit Peter Fox singen lassen: „Alle malen schwarz, ich seh’ die Zukunft pink.“

Zu Gast:
Christian Schloyer, Text-, Klang- und Konzeptkünstler:in
Christoph Benzmüller, KI-Forscher
Sibylle Broll-Pape, Intendantin des ETA Hoffmann Theaters
Viola Bittl, bildende Künstlerin und aktuelle Stipendiatin der Villa Concordia.

Ab 19:00 Uhr
ETA HOFFMANN THEATER (Studio)
Karten unter:
https://theater.bamberg.de/spielplan/stuecke/villa-wild-16-von-der-zukunft/

23. November: Lyriktag Lohr – „Lyrisches Pingpong“ (12 Uhr)

Ganz besonders freue ich mich, in diesem Jahr wieder zum Lyriktag in Lohr eingeladen zu sein! Lohr hat sich in den letzten Jahren zu einer Art „Klassentreffen“ der Lyrikszene entwickelt, wo sich die Beteiligten in einer von Krystyna Kuhn geschaffenen „Safe Space“-Atmosphäre miteinander und mit dem Publikum austauschen – und Neues wagen!

Neues wagt ganz sicher auch Krystyna Kuhn, wenn sie „ihre“ Lyriktag-Bühne als Lyrikerin betritt – und sich zu High Noon gemeinsam mit Pauline Füg und mir auf ein „Lyrisches Pingpong“ einlässt! Dies bedeutet, dass wir spontan aufeinander reagieren und Textfragmente aus unserem jeweiligen Fundus in schnellen „Pingpong“-Sätzen miteinander verweben (vielleicht auch „duellieren“). Ein weiterer Webfaden wird die von mir live improvisierte elektroakustische Soundszenerie sein, die sich ebenfalls in unseren poetischen Wortwechsel einschreiben wird …

Damit machen wir den helllichten (Lohrer) Lyriktag ein wenig schon zur (Nürnberger) Lyriknacht, aus der dieses Konzept des live-improvisierten Zusammenspiels entliehen worden ist! :-)

Der Lyriktag reicht von 11:00 Uhr vormittags bis in den späten Abend (21:00 Uhr), mit Lyriker:innen wie: Ronya Othmann, Ron Winkler, Carolin Callies, Samuel Kramer, Ana Tcheishvili und Alexandru Bulucz (um nur einige zu nennen)! Ach, und Musik gibt es in den Abendstunden auch, heuer von Georg Fath.

Übrigens: Der Lohrer Lyriktag findet sich diesmal im Foyer der Stadthalle! Unverändert bleibt der freie Eintritt – und das Motto „kommen und gehen“.

31. August: VENUS–MARS, Premiere zum Erlanger Poetenfest-Samstag (17:30 Uhr)

Seltene astronomische Konstellation: Unsere beiden planetaren Nachbarn werden tagsüber bei (hoffentlich) helllichtem Sonnenschein sichtbar – und vor allem hörbar werden. Die Beobachtungsbedingungen hierfür sind örtlich und zeitlich jedoch stark eingeschränkt: Zeug:in dieses Ereignisses kannst du ausschließlich am späten Samstagnachmittag werden – und nur inmitten des Erlanger Schlossgartens.

Dort darf ich nämlich auf dem Hauptpodium aus dem eben erschienenen Gedichte-Buch „VENUS–MARS“ … ja, wie heißt es so schön? Rezitieren! Ja, ich habe das Vergnügen, inmitten des idyllischen Erlanger Poetenfests in meiner Geburtsstadt aus meinem druckfrischen Lyrik-Doppelband vortragen zu dürfen. Auch, wenn da inhaltlich wenig „heile Welt“ in Aussicht zu stellen ist, so wird immerhin die Freude am Sprachspielerischen und Provokanten spürbar werden.

Der Eintritt auf die „Wiese“ ist kostenfrei, es empfiehlt sich, eine Picknickdecke mitzunehmen und es sich gemütlich zu machen. Entspannter als hier (bei schönem Wetter unter freiem Himmel) lässt sich kaum den Neuheiten des Bücherherbstes lauschen. Natürlich bin ich da nicht der einzige Programmpunkt – zwischen 14:00 und 19:00 Uhr wechseln sich da halbstündlich die neuen „Buchhighlights“ ab.

Die Literaturkritikerin Beate Tröger verwickelt mich um 18:00 Uhr auf dem Nebenpodium 2 kenntnisreich in ein Gespräch. Ich bin selber gespannt, wie VENUS, MARS und ich sich hierbei schlagen (?) werden.

31.08.2024, 17:30 Uhr (Hauptpodium) und 18:00 Uhr (Nebenpodium 2) im Schlossgarten (bei Schlechtwetter im Redoutensaal, Theater Erlangen); Eintritt frei.

15. August: VENUS–MARS … soeben erschienen!

VENUS–MARS (Buchcover)

Vielleicht doch keine gute Idee, die Zukunft der Menschheit auf dem MARS zu suchen? Durchspiele in einem lyrischen Text Adventure das End-Game eines kapitalistisch-toxischen Patriarchats – taumelnd zwischen Terraformingfantasien, Albträumen und erdschweren Sehnsüchten.

Auch VENUS rotiert um die selbstzerstörung des Homo Sapiens, erprobt neue ansätze im klagegesang, will berühren um zu vergessen, begibt sich (von Populismus, Patriarchat und Leistungsfetisch angewidert) in die Sprach- und Selbsterforschung einer nicht-binären geschlechtlichen Identität.

VENUS und MARS liegen kopf- und gegenüber. Zwischen den Zeilen und Seiten nehmen sie Bezug aufeinander, erkämpfen sich Zuversicht: im Unverstandenen in der Kunst und im Universum.

 „VENUS–MARS“, Doppelband mit Gedichten, 120 Seiten, erscheint am 15.08.2024 im Poetenladen Verlag als Taschenbuch (19,80 €); Premiere auf dem Erlanger Poetenfest!

12. Juli: texttage – Festivaleröffnung – mit der Live-Performance „KlangSchreibGame“

Um 19:00 Uhr geht es los mit den diesjährigen „texttagen“ – und zwar direkt in der Katharinenruine mit einem äußerst dichten, 2-stündigen Eröffnungsabend. Mein Programmpunkt und Beitrag hierzu, konzeptioniert als „KlangSchreibReise“, in der Ankündigung noch flugs zum „Game“ umfunktioniert, will auf spielerische Weise mit auf Reisen nehmen: Fremdartige, bisweilen aufwühlende (in jedem Fall aber einmalige, weil live improvisierte) Klanglandschaften wollen keine musikalische Berieselung erzeugen, sondern Frage- und Ausrufezeichen zwischen den Ohren … und Bilder hinter den Augen. Wer möchte, kann sich von diesen „unbekannten Klangobjekten“ und außerirdisch anmutenden Soundscapes inspirieren lassen – und einfach notieren, was das Kopfkino so hergibt beim Zuhören.

Das ist aber längst nicht alles, was dieser Abend zu bieten hat! Neben deutlich musikalischeren Beats von DJ Taina, einer Signierstunde mit der Comic-Künstlerin Aisha Franz und einem Gewinnspiel steht eine Lesung von Tonio Schachinger aus seinem Dt. Buchpreis-dotierten Roman „Echtzeitalter“ im Mittelpunkt: Es wird auch um die Frage gehen, inwiefern die Rezeption einen Text hinterher verändert.

Zum Abschluss des Abends kann, wer mag, mir Auszüge aus den eigenen Kopfkino-Notaten ausleihen, sodass ich hieraus noch einmal eine Klang-Text-Impro generieren kann … oder selbst die Bühne betreten, aus dem eigenen Text vortragen und sich von mir klanglich begleiten lassen!

12.07.24, Einlass 18:30 Uhr, Katharinenruine (bei Unwetter im Katharinensaal), 12 EUR

26. / 27. April: QUADROPHONIA #5.0 – Festival für elektroakustische Kunst

Kulturwerkstatt Auf AEG Nürnberg, Fürther Straße 244d, 90429 Nürnberg
Freitag, 26.04., 20:00 Uhr: „Q#5.0 Interplay Part 01/02“ (Eröffnung, alle Teilnehmenden)
Samstag, 27.04., 17:00 Uhr: „Zither × Wok + Poesie“ (Improvisationsspiel im Duo)
Samstag, 27.04., 20:00 Uhr: „Q#5.0 Interplay Part 03/04“ (alle Teilnehmenden) {QUADROPHONIA#5.0 (Logo)}

Vor 10 Jahren begann ich, mich mit elektroakustischer Klang- und Geräuschimprovisation zu beschäftigen: Die eigene Stimme plus sonderbare Sounds einer alten Wok-Pfanne werden durch computergenerierte Effektketten gejagt. Organisch anmutende Zufalls-Synthie-Simulationen (Synplant von Sonic Charge) mischen sich dazu.

Vor 7 Jahren dann der Wechsel von Stereo in ein quasi-quadrophonisches Setting mittels Verschränkung von 2 x 2 Stereofeldern. Seit 2 Jahren stimmen Analogsynthesizer (Make Noise 0-Coast und Strega, Behringer Kobol Expander) mit ein. Die Klanglandschaften oszillieren für mich jedes Mal zwischen Meditation, Rausch und Rage. Auch das Tüfteln an den DAW-Settings (Ableton Live) hat Suchtpotential.

Ein Besuch bei QUADROPHONIA #1.0 sowie die seit Jahren kontinuierlichen Interplays mit meinem Künstlerfreund Michael Ammann haben mir diese Sound-Art eröffnet. Der Einfluss, den die Unbekannten Klangobjekte auf meine Lyrik haben, ist immens. Gerne begeistere ich schreibenden Kolleg:innen von dieser unerschöpflichen Inspirationsquelle.

Fraglos ein Höhepunkt ist für mich nun die künstlerische Teilnahme am 5ten QUADROPHONIA-Festival. An zwei Abenden werde ich mit Bastus Trump, Zoy Winterstein, Kostia Rapoport, Thomas Kugelmeier, Tobias Robens, Uwe Weber und Michael Ammann elektroakustisch improvisieren. Samstagnachmittag (Eintritt frei) freue ich mich auf eine „Solo“-Audition gemeinsam mit Thomas Kugelmeier – dort werden auch „lyrische Interventionen“ eine Rolle spielen.

Im Folgenden einige externe Links zur Info:

29. Januar: Lyrik-Workshop in Scheinfeld

Mit den Klassen 11a und 11b am Gymnasium Scheinfeld darf ich jeweils einen kurzweiligen Lyrik-Workshop durchführen. „Muss ich im Voraus schon wissen, worum es in meinem Gedicht geht?“, „Wie entwickle ich lyrische Texte?“, „Wie finde ich Bilder und Atmosphären zu meinen Gefühlen und Gedanken?“, „Was bringt meine Assoziationsgabe auf Touren – und mich zum Dichten?“, „Wann ist ein Gedicht fertig?“, „Was ist überhaupt ein Gedicht?“, „Sind Rap, Rhymes, Slam Poems und Lyrics auch Gedichte?“, „Wie geht Gegenwartslyrik heute (was ist der Unterschied zu Goethe, Rilke und Co.)?“ und „Warum Gedichtinterpretation wenig Bock auf Gedichte macht …“ – das alles sind Fragen, um die herum ich die beiden Workshops strukturiere.

Natürlich hoffe ich auf noch viele weitere (und spannendere) Fragen aus dem Kreis meiner Workshop-Teilnehmenden. Zum gemeinsamen Abschluss gibt es eine interaktive Lese-Performance aus „JUMP ‘N‘ RUN“.

Rückblick 2023

28. Oktober: „Lyriktag Lohr“ – Lesung aus unveröffentlichten Gedichten

Bereits das zweite Mal in Lohr am Main! Diesmal darf ich mich mit Gedichten einbringen und lese um 17:00 Uhr gemeinsam mit Leander Sukov und Matthias Nawrat. Mir schwebt eine kleine Preview vor zu meinem im Entstehen begriffenen Lyrikband „VENUSMARS“, der 2024 im poetenladen Verlag erscheinen wird.

Der Lyriktag wird sich wieder über den ganzen Tag (bis hinein in den späten Abend) erstrecken und, bei freiem Eintritt, vielfältigste Begegnungen mit und unter Gegenwartslyrik/er:innen ermöglichen. Abermals kuratiert und organisiert von Krystyna Kuhn sind in diesem Jahr unter anderem Monika Rinck und Jan Wagner (der diesmal die Begrüßungsrede halten wird) mit dabei, außerdem Lütfiye Güzel, Pauline Füg, Rike Scheffler und viele andere.

Wir sehen uns gerne im Alten Rathaus (Marktplatz 1)! Beginn des Lyriktages ist 11:00 Uhr.

13. Oktober: „Gedichte feiern – lyrik tage würzburg 2023“

Für das erstmals in Würzburg stattfindende Lyrikfestival darf ich gemeinsam mit Lila Sovia, M6services und Martina Hefter eine knapp 2stündige Lesung mit Gesprächen und Musik gestalten. Musikalisch angeheizt werden wir von Sara Teamusician und moderiert von Christine Ott.

Neben der Präsentation lyrischer Texte wird es an diesem Abend in einem Talk um „Inklusion“ und „barrierearme Lyrik“ gehen. Texte und Gespräch werden von einer Gebärdendolmetscher:in übersetzt, der Zugang zum Spitäle (Zeller Str. 1, 97082 Würzburg) ist rollstuhlgeeignet, der Eintritt frei. Beginn: 18 Uhr.

9. Juli, textualienmarkt: „Organisiertes Versbrechen“ – Lyrikraub der historischen Sammlung der Stadtbibliothek

Workshop für Lyrik-Hehlerei & Kunsträuber:innen ab 12

Lagebesprechung: Sonntag, 9.7.23., 13 Uhr, am Info-Point „textualienmarkt“
(Am Katharinenkloster 6, Nürnberg)

Tatwaffen: Bringe Notizblock und Bleistift oder Kugelschreiber mit!

Getarnt als Kunstinteressierte schlagen wir in der Stadtbibliothek zu: Wir zerlegen die Exponate der wertvollen historischen Sammlung in Silben, Worte und Sätze und schmuggeln unsere Beute in Notizblöcken an den Wachen vorbei. Binnen 1 Stunde haben wir die Sammlung geplündert! Wir verticken die Schmuggelware als unverständliche Gegenwartslyrik, verwischen so die Spuren und werden reich + berühmt!

28. Juni: „Venus, Mars & Jump & Run – interplanetares Poesie-Adventure“ im Literaturzentrum Nord (KUNO), Nürnberg

In einer improvisierten Lesung mit Gespräch erprobe ich am letzten Juni-Mittwoch erstmals vor Publikum (unfertige) Textstücke aus meinem aktuellen Lyrikprojekt VENUSMARS: Spracherfahrungen zwischen „toxischen Marsbesiedelungsphantasien“ und der Frage nach „Identifikation jenseits von männlich–weiblich“.

Zweiter Teil des Abends wird eine gemeinsame „Performance“ sein: Wir erfahren einen von Milliarden unterschiedlicher „Lesewege“ meines 2017 erschienenen Grafik-, Wort- und Soundlabyrinths JUMP ‘N‘ RUN, das (um zu einem Text zu werden) Richtungsentscheidungen seiner User:innen bedarf. Wir lesen dieses „Retro-Computerspiel in Buchform“ gemeinsam mithilfe eines Beamers und eines Laserpointers, mit dem Ihr mich durch den Text dirigiert.

Eine Veranstaltung des VS Mittelfranken (Regionalgruppe des gewerkschaftlich organisierten Berufsverbandes für Schriftsteller:innen in Deutschland) mit Bundesmitteln aus Neustart Kultur.

Eintritt: 8 € (7 € ermäßigt, 5 € für VS- bzw. KUNO-Mitglieder); Beginn: 19:30 Uhr.

Lyrikprojekt „VENUS–MARS“ wird vom Deutschen Literaturfonds gefördert

Ein großer Dank geht an den Deutschen Literaturfonds in Darmstadt. In seiner Kuratoriumssitzung vom 13./14. Februar 2023 wurde mir die Förderung meines nächsten Gedichtbandes zugesprochen: das als „Doppelband“ konzeptionierte Projekt „VENUS–MARS“. Nun habe ich gut 9 Monate Zeit, hieran völlig frei von finanziellen Sorgen zu arbeiten: ein Glückszustand!

16. März: „Ansichten einer bescholtenen Stadt“ im Kunstverein Kohlenhof, Nürnberg

Zu einem Bildband-Projekt des Malers und Zeichners Christian Vittinghoff habe ich einen lyrischen Text beigesteuert. Vittinghoffs ungewöhnliche Zeichnungen mit äußerst „untouristischen“ Perspektiven auf Nürnberg sind vom 25.02. bis 25.03. im Kunstverein Kohlenhof ausgestellt. Die beteiligten Autor:innen lesen in dieser Zeit immer mal wieder aus ihren aktuellen Arbeiten. Ich bin am Donnerstag, den 16. März um 17:00 Uhr an der Reihe.

5. März: „Unsere Stimmen für Charkiw“ in der Kirche St. Egidien, Nürnberg

Die Partnerstadt Nürnbergs ist vom russischen Terrorkrieg besonders schwer gezeichnet. Diese (Spenden-) Veranstaltung zugunsten des Nürnberg-Hauses in Charkiw geht auf die Initiative von Madeleine Weishaupt zurück.

Für die Lesung um 17:00 Uhr in St. Egidien darf ich ein an der LYRIKNACHT orientiertes Konzept für ein improvisationsfreudiges Miteinander beisteuern – so wie die elektroakustische Klanglandschaft. Die Lesenden: Manfred Kern, Iwona Lompart und Madeleine Weishaupt. Virtuose und improvisationsstarke Klavierbegleitung durch Manfred Meier-Appel.

Rückblick 2022

12. Dezember: Berlin-Premiere von „JUMP ‘N‘ RUN“!

Auf Einladung von „perspektive“ (der „Hefte für zeitgenössische Literatur“ aus Graz) und „Kultur am Nauener Platz e.V.“ lese ich am Montag, den 12. Dezember, 20:00 Uhr in Wedding.

Unter „lesen“ verstehe ich, einem Laserpointer hinterher zu jagen. Den Ihr aus dem Publikum steuert, während elektronisch-sphärische Sounds um uns herumwabern. Dieser Laserpointer-Punkt springt von Plattform zu Plattform, irrt zwischen Leitern umher, eiert Treppen auf und ab … und sucht sich seinen Pfad durch das multiserielle Textlabyrinth von „JUMP ‘N‘ RUN“. Auf dass wir möglichst lange dem GAME OVER entkommen!

So ganz heiter und spielerisch geht es bei den teils schwarzhumorigen Texten nicht immer zu. Als Thema schimmert zwischen den Zeilen unter anderem die technisch vergeigte Evolution der klimasuizidalen Menschheit – und andere Formen des Wahnsinns. Aber: Ich freue mich auf Euer Kommen und Mitspielen. Und auf die Moderation von Ralf B. Korte. Sehr!

12.12.22 – 20:00 Uhr
Atelierhaus (Fabrik, 2. Hof)
Schulstraße 35
13347 Berlin-Wedding

22. Oktober: „Lyrik als Destillat der Gegenwart“ – Festrede und Klangimprovisation zum „Lyriktag Lohr“ in Lohr am Main

18 Lyriker:innen aus Franken, Bayern sowie aus den unterschiedlichsten Ecken und Städten Deutschlands, von Newcomer:innen bis „Altbekannt“, geben sich ein ungewöhnlich diverses „Stelldichein“ in der unterfränkischen Stadt Lohr am Main. Ich freue mich u.a. auf Kolleg:innen wie Lisa Jeschke, Ron Winkler, Karin Fellner, Nevfel Cumart, Lila Sovia und viele andere. Kuratiert, aber auch so gut wie im Alleingang auf die Beine gestellt, wird dieses Ereignis von der Lyrikerin Krystyna Kuhn (bekannt als Krimi- und Thrillerautorin).

In Lohr wird es ab 11:00 Uhr einen Tag der Begegnung geben – zwischen den beteiligten Lyriker:innen genauso wie zwischen gegenwärtigen Gedichten und ihrem Publikum. Im Alten Rathaus (Marktplatz 1) wird bei freiem Eintritt gelesen, performt, diskutiert … und vielleicht auch selber etwas verfasst?

Anlass zum „lyrischen Selbermachen“, zum wilden Assoziieren und zum Skizzieren von Gedichtentwürfen, will ich mit einer „elektroakustischen Klangimprovisation“ bieten. Außerdem darf ich, ein wenig nervös und voller Freude, dieses wunderbare Festival-Experiment um 14:30 Uhr mit einer Festrede begleiten.

Als kleinen Rückblick stelle ich meine Rede zum Festival-Thema „Lyrik als Destillat der Gegenwart“ gerne allen Interessierten zur Verfügung:

15. Oktober, ab 15 Uhr: Klangimprovisation im Quadrophoniefeld – Ateliertage „Gastspiel Fürth“, Kofferfabrik

Einen ganzen Samstagnachmittag lang, bis in den Abend hinein (natürlich mit ein paar Pausen zwischendrin), werden Michael Ammann, Thomas Kugelmeier und ich im Toen.Studio drei- bis vierdimensional elektroakustisch improvisieren. Wer Lust auf absolut ungewohnte Soundlandschaften, meditative Drifts und aufwühlende Klang-und-Geräuschskulpturen hat, kann sich da ja gerne mit einklinken: körperlich, mit den Ohren, vor Ort und LIVE im 1. Stock in der Kofferfabrik.

10. Juli: „Fährt das Kino in den Kopf wie ein Blitz“ – Veranstaltung zum Mitmachen!

Mein Programmpunkt zum „textualienmarkt“ der „texttage. nürnberg“:
Écriture automatique meets Elektroakustik – Wie reagiert das Durchgangspublikum auf ungewöhnliche Klangimprovisationen? Hört es zu? Bleibt es da? Schreibt es mit? Entsteht Lyrik automatisch beim Lauschen – einfach so? Wer sich dazusetzen und nur hören will: gut! Wer sich dazusetzen und zum Gehörten schreiben will: besser! Wer sich dazusetzen, schreiben und sich am Mikro mit einem spontanen Textvortrag beteiligen will (der Klang-Improvisator reagiert spontan auf das Gesprochene): am allerbesten! Ich freue mich auf viele Mitschreibende und mutige Mikro-Impulse am zweiten Julisonntag, 13:00 – 13:30 Uhr, auf dem Platz zwischen Katharinenruine und Stadtbibliothek! Eine zweite Session (gleicher Ort) gibt es am späteren Nachmittag, 17:00 – 17:30 Uhr.
(Adresse: Am Katharinenkloster, Eintritt: frei!)

03. Juli: „JUMP'N'RUN“ – Lesung zum „Games&Festival“ in St. Egidien, Nürnberg

Im ältesten Kirchenort Nürnbergs (zu einem äußerst heutigen Festival) erwartet Sie/Euch eine lyrische Retro-Game-Performance. Mittels Laserpointer lasse ich mich von meinem Publikum über Treppen und Leitern durch abgründige Gaming-Level scheuchen: Je nach gewähltem Weg bauen sich hierbei unterschiedliche lyrische Textlandschaften auf, während im Hintergrund „höllische“ Sphärenmusik gurgelt. Die als „Highlight“ angekündigte Sound- & Video-Laserpointer-Lese-Show findet in der Wolfgangskapelle statt.
(19:00 Uhr. Eintritt: Pay what you can / NOTAFLOF!)

Rückblick 2021

23. Oktober: Lesereihe „Hinaus in die Welt – Verschobene Realitäten“ in Fürth

Im „Quartiersbüro“ der Fürther Spiegelfabrik trete ich am 23. Oktober gemeinsam mit Pauline Füg und Philip Krömer auf. Unter der Moderation von Yvonne Richter verschieben wir ab 17:30 Uhr Realitäten. (Eintritt: 5.-€, Abendkasse; veranstaltet von der Therese Literaturgesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit dem VS; ermöglicht durch das Förderprogramm „Neustart Kultur“ der Bundesregierung).

21. September / 19. Oktober: Projekt „Wortwiese … weil halt“ in Tübingen

Zum Thema „Meinungen im sozialen und kollektiven Diskurs“ entwerfe ich 3 Textflächen auf Planen, die ab dem 21. September auf einer (öffentlich zugänglichen) Wiese in Mühlbachäckern Tübingen-Derendingen an einer 2,20 Meter hohen Stele präsentiert werden. 9 weitere Stelen werden von Autorenkolleg:innen gestaltet.

Am Dienstag, den 19. Oktober, 18:30 Uhr, lese ich im Rahmen der Ausstellung gemeinsam mit: Andrea Mittag, Klaus F. Schneider und Marcus Hammerschmitt (Ort: „Art-Space-Outdoor“, Landratsamt, Wilhelm-Keil-Straße 50).

(Die Veranstaltung im Rahmen des „Kultursommer 2021“ wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien mit Mitteln aus „Neustart Kultur“ gefördert.)

01. Oktober: Symposium „Richtige Literatur im Falschen – Literatur und ökologische Praxis“ in Fürth

Im Jüdischen Museum Franken findet vom 30. September bis zum 02. Oktober ein Symposium statt, wo ich mich am 01.10. zum Thema „Literatur und Klimakrise: Wie schreibt man als Frosch im kochenden Wasser?“ äußern darf. Dabei werde ich einen „poetologischen Erfahrungsbericht“ präsentieren: „Echoraum der Krise: Entscheidungsstrukturen und Science-Fiction in der Lyrik“

(In Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein, Ver.di, dem VS Regionalgruppe Franken, dem PEN-Zentrum und gefördert vom Kulturamt Fürth und dem Deutschen Literaturfonds.)

16. September: Konferenz „LYRIK & WISSENSCHAFT – eins: zum anderen“ in München

Vom 16. bis 18. September darf ich an einem „Gesprächsexperiment zwischen Lyrik und Wissenschaft“ mitwirken. Zwischen (einerseits) Lyriker:innen und (andererseits) Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Fachbereiche wird das jeweils spezifische Denken, die künstlerische wie wissenschaftliche Praxis, beleuchtet, verglichen und konstruktiv zur Kollision gebracht. In einer Podiumsdiskussion stelle ich mich am 17.09. dem spannenden Thema „Institutionenskepsis in Lyrik und Wissenschaft“.

Die Konferenz ist ein Projekt von Netzwerk Lyrik e.V. in Kooperation mit der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, dem Lyrik Kabinett München und fünf Universitäten (Ludwig-Maximilians-Universität München, Universität Hamburg, Universität und Literaturhaus Leipzig, Universität Fribourg (CH) und Universität Trier).

{Video-Rückblick auf die Podiumsdiskussion >>Institutionenskepsis in Lyrik und Wissenschaft<<}

Herzlichen Dank an das „Bündnis für Kultur“!

Von dem spendenfinanzierten Nürnberger „Bündnis für Kultur“ habe ich im Rahmen der dritten Ausschüttungsrunde eine Unterstützung erhalten, für die ich mich an dieser Stelle sehr herzlich bedanke!

26. / 27. Juni: Literaturfestival „texttage.nuernberg“

Mit gleich zwei spannenden Projekten und einem (ebenso spannenden) Leseauftritt war ich an den Nürnberger „Texttagen“ beteiligt.

Auf dem „Textualienmarkt“ gab es ganztägig am 26. und 27. Juni die Computer-Desktop-Installation „unZIP Lyrik“ (darüber hinaus war die Installation über den ganzen August hinweg in der Stadtbibliothek zu erleben).

Am 26. um 13:00 Uhr die „Lyrik-Klang-Performance: Magazin Reloaded“ im Tandem mit Michael Ammann.

Am 27. um 11:00 Uhr eine vom Nürnberger VS initiierte Lesung zusammen mit Şehbal Şenyurt Arınlı, moderiert von Yvonne Richter.

Ausgewählte Projekte vor 2020

Die letzte LYRIKNACHT war außerirdisch [Okt 2019]

{Lyriknacht 2019: 26. September, 20:30 Uhr, Glasbau im Künstlerhaus Nürnberg, Königstraße 93}

Klang-Lyrik-Aufführungsprojekt [Mai 2018]

{Videorückblick für Hyperschallkunstflugzeugen, Poesie-Festival Berlin, 2018}

Eine „Luftnummer“ zum Dichterabend #5, Berliner Poesie-Festival: Synästhetisches Klang-Erlebnis mit den vier „Hyperschallkunstflugzeugen“ auf dem Poesiefestival Berlin. Mit Swantje Lichtenstein, Kinga Tóth, Michael Ammann und Christian Schloyer. Am Mittwoch, den 30. Mai 2018, 21:30 Uhr in einem Quadrophoniefeld in der Akademie der Künste. Unterstützt vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten.

Klang-Lyrik-(Grafik-)Buch-Projekt [erschienen August 2017]

{Video-Vorschau auf JUMP ’N’ RUN, Lyrik als Retro-Computerspiel in Buchform}

 JUMP ’N’ RUN!

Stell dir vor, du bist ein Computerspiel. Anstelle von neuronalen Nerven-Impulsen sind’s Algorithmen, die dein Bewusstsein befeuern. Bei jedem Mal Lesen ist alles anders. Es ist ein Spiel von heiterer Verzweiflung. Wir wandern ab aus der „gated community” ins „mutiergehege“. Wir tauchen von der „testumgebung im himmel“ hinab ins „taufbecken mit marianengraben“. Nur eines ist sicher: dein GAME OVER.

Warum Schriftsteller:in?

So abgedroschen es klingen mag: Die Schriftstellerei ist mein Kindheitstraum. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass es mich in der Prosa unter anderem zum Kinderbuch zieht. Seit meiner Jugend schreibe ich zudem an einem Fantasy, der mich noch nicht losgelassen hat. Aber warum ausgerechnet Lyrik? Diese abgehobene, marktfernste Literaturgattung überhaupt!

Eine steile These, mit der ich nicht allein bin: Es gibt wohl zehntausendmal mehr Menschen hierzulande, die gegenwärtig Gedichte schreiben, als Menschen, die Gegenwartslyrik lesen. Ist das ein Makel für die Lyrik? Für ihre Vermarktbarkeit schon – für die Lebendigkeit und Vielseitigkeit der deutschsprachigen Gegenwartslyrik ist dieses vermeintliche Missverhältnis produktiv. Denn für die Kunst sind Biotope ohnehin wichtiger als Märkte. Es braucht geförderte Möglichkeitsräume: für das Experiment, für den Austausch und für junges Schreiben.

Warum Nürnberg?

In der fränkischen Heimat blieb ich aus familiären Gründen. Ohne Nachwuchs hätte es mich höchstwahrscheinlich in die Hauptstadt verschlagen – wie so viele meiner schreibenden Kolleg:innen.

Dass ich dennoch ganz zufrieden damit bin, Textkünstler:in in Nürnberg zu sein, hat einen Grund: Heute gibt es mit mehreren Künstler:innen- und Autor:innengruppen, Textwerkstätten und diversen Literaturfördervereinen eine ausbaufähige Infrastruktur (man könnte sagen: den zarten Keim einer „Literaturszene“) in der Frankenmetropole und ihren Nachbarstädten, für die wir uns tatsächlich nicht verstecken müssen. Darüber freue ich mich. Auch, weil ich an dieser künstlerischen Vernetzung seit vielen Jahren mitwirke.

Schön, dass regionale Kulturarbeit in Nürnberg, Erlangen und Franken inzwischen überregional wahrgenommen wird! Schön, dass wir uns als Schriftsteller:innen und Textkünstler:innen hier allmählich nicht mehr fehl am Platz fühlen müssen. Dass es etwa neben dem wunderbaren Poetenfest mit den texttagen nun ein zweites Festivalformat mit überregionaler Ausstrahlung gibt: eines, das auf die hiesige Szene zugeschnitten ist.

(Freilich wäre in Sachen nachhaltiger Förderung noch viel zu tun: Aufwendige, professionelle Literaturformate müssen konzeptioniert, kuratiert und schließlich auch organisiert werden – eine in großen Teilen originär künstlerische Arbeit, die nicht grundsätzlich eherenamtlich von ausgerechnet uns Schreibenden gestemmt werden kann … Außerdem fehlt es im momentanen Förderungskontext massiv an Planungssicherheit. Aber das sind Themen, die nicht nur unsere Region betreffen.)

Warum Lyrik und Klangkunst?

{Christian Schloyer auf der 'Rampenschweinerei' in Fürth, Juli 2016}

Kompliziert: Warum wir dem, was wir nicht verstehen, misstrauen …

Wir kennen die Gedichtinterpretation aus der Schule. Dort haben wir gelernt, uns dumm vorzukommen, wenn wir etwas nicht verstehen. Heute wird viel auf vermeintlich dumme Menschen geschimpft. Insbesondere, wenn sie rechten Volksverhetzern auf den Leim gehen.

Misstrauen gegenüber Sprache ist angebracht: überall dort, wo Menschen in Angst und Hass gepfercht werden, wo sie instrumentalisiert werden mittels gehässiger Vereinfachung, Polarisierung, Relativierung, Lüge und Verdrehung von Fakten. Aber auch, wo Menschen mithilfe unverständlicher, mit fachsprachlichen Codes durchsetzter Sprache eingeschüchtert und ausgeschlossen werden, wo künstliche „Komplexität“ vor allem der Verschleierung von Übervorteilung dient, der Rechtfertigung für amoralisches Handeln.

Herrschaftssprache

Größtes Misstrauen also hinsichtlich der Sprache rechter Hetzerinnen und Hetzer (welche erneut die Barbarei eines fremden-, frauen-, armen- und geistesfeindlichen National-Faschismus vorantreiben)! Ebensolches Misstrauen gegenüber der Sprache der Wirtschaftsautoritären (für die Globalisierung ein moralfreier Spielplatz ist: für Gewinnmaximierung, Ausbeutung, Gesundheits- und Umweltzerstörung)!

In beiden Fällen agieren verantwortungslose Eliten, die Sprache als Manipulations- und Herrschaftsinstrument einsetzen … bis hin zur Kriegstreiberei. In beiden Fällen – dort, wo Sprache es sich zu einfach macht und Hass erzeugt und dort, wo sie komplexe Willkür zur unabänderlichen Realität erklärt – muss Sprache hinterfragt und delegitimiert werden.

Politisches Gedicht versus unverständliches Gedicht

Wenn dem so ist: Warum entscheide ich mich dann für eine (allzu offensichtlich abgehobene) Form der poetischen Kunst, in der Sprache offenbar keine Fakten abbildet? Sondern gar Realität verdreht oder künstlich erzeugt, Wahrnehmung verändert (womöglich sogar manipuliert) und in großen Teilen derart vieldeutig und unverständlich ist, dass selbst Germanistinnen und Feuilletonisten keinen einfachen „Schlüssel“ für einen verständigen Zugang finden?

Die pathetische Antwort hierauf: Weil es mir darum geht, Sprache (wenigstens im Moment ihres Kunst-Seins) zu befreien! Befreien – wovon? Davon, jemanden überzeugen, manipulieren, beherrschen zu müssen. Also einer anderen Person Interessen unterschieben zu wollen, die mitunter gar nicht deren Interessen sind (oder sein sollten).

Obwohl ich ein sehr politischer Mensch bin, bleibe ich argwöhnisch gegenüber Kunst, die politisch agiert – die Sprache in erster Linie einsetzt, um Menschen zu beeinflussen (und sei die Künstlerin, und sei der Künstler auch noch so sehr von der Richtigkeit ihres bzw. seines Anliegens überzeugt). Sprache zu nutzen, vielleicht sogar „effizient“ zu nutzen für einen kommunikativen Akt der Beeinflussung oder Aufklärung – das ist mein Weg in der Lyrik nicht.

Möglichkeitsräume: Lyrik als Erlebnis und Partizipation

Grundsätzlich geht es mir um die Demontage des „Ökonomie- und Leistungs-Filters“ im Denken und Sprechen, wonach nur das Thema sein kann, was „sich lohnt“, was sich „auszahlt“ oder irgendeiner Sache dient. Auch geht es mir um ein Infragestellen jener Illusion, Kommunikation sei im Wesentlichen nur ein (mehr oder minder verlustfreies) Übertragen von Botschaften oder Daten eines Senders an eine Empfängerin. Diese Vorstellung ist ebenso unzureichend wie der Glaube, Sprache bilde passiv und „unschuldig“ eine äußere, nichtsprachliche Realität ab (die erkenntnistheoretische Vertiefung hierzu an anderer Stelle). Dies alles aber will ich in der Lyrik weder theoretisieren noch erklären – sondern erlebbar machen.

Gedichte sind für mich geistige Erlebnisräume, in denen nicht weniger als ALLES möglich wird. Bevor ich an komplexe Utopien überhaupt nur denken kann, muss ich mich befähigen, anders zu denken, um das Framing seitens eines ökonomisch-dogmatischen Realismus zu erkennen, zu hinterfragen und zu überwinden. Indem Sprache zum Erlebnis wird, an dem alle teilhaben können, wird Sprache selbst „utopisch“: sie wird zum „Möglichkeitsraum“. Immer dann, wenn der Mensch Sinn (den Eigensinn der Kunst) nicht bloß nachvollzieht, sondern gestaltet, dann geht es wirklich um Freiheit in der Kunst.

Freies Assoziieren als poetische Selbstermächtigung

Nicht das autoritäre „Was will uns der Dichter damit sagen?“ ist die Frage, mit der sich (die von mir favorisierte) Lyrik „entschlüsseln“ lässt, sondern die Selbstermächtigung der Leserin und des Zuhörers: „Was tut das Gedicht mit mir – was möchte ich, dass es mit mir tut?“ Oder anders: „Welcher Film geht in mir ab, wenn ich diesen lyrischen Text lese, höre, und was sehe ich, was möchte ich darin sehen (womöglich sehe ich es ganz allein, nicht mitteilbar an andere)? Würde ich den Text weiterschreiben? Wie?“

Freies Assoziieren als Befreiung von Zwängen also, als Sensibilisierung und Impfmittel gegen Manipulation in der Sprache. Als Selbstermächtigung für befreites, befreiendes Denken – was wiederum Voraussetzung dafür ist, an Utopien zu glauben … oder (noch besser) solche mit zu gestalten. Diese Freiheit, Bild- und Geisteswelten im künstlerischen Medium zu formen und zu erleben, habe ich nicht nur in der Lyrik gefunden, sondern auch in ihrem „musikalischen Gegenstück“: in der Klangkunst.

Elektroakustische Klangkunst – Geräusch-Poesie

Klang- und Geräuschkunst hat für mich ebenso wenig mit „Musik“ zu tun, wie meine Gedichte „verständlichen Botschaften“ gleichen. Auch hier geht es mir weniger um passiven Genuss (wenngleich ich Gedichte selbstverständlich auch genieße, genau wie den bisweilen meditativen Charakter von Klangkunst) sondern erneut um Selbstermächtigung. Wenn sich „Selbstermächtigung“ auch anstrengend anhören mag, so läuft sie in der Klangkunst doch geradezu automatisch ab – praktisch anstrengungsfrei.

Synpoesie: Kopfkino und synästhetisches Erleben

Beim Hören von elektroakustisch erzeugter Klangkunst wie ich sie (meist gemeinsam mit Künstlerfreunden) frei improvisiere – auch gattungsübergreifend im Tandem mit „Instant-Lyrik“ – bin ich konfrontiert mitunbekannten Klangobjekten (UKOs), mit klanglichen Situationen und geräuschhaften Landschaften, die mir (zunächst) fremd sind. Die ich zumindest keinem bekanntem Instrument zuordnen, die ich räumlich und hinsichtlich ihres Zustandekommens schwer verorten kann. Beim Zuhören kann das Gehirn da gar nicht anders, als wild zu assoziieren … und das Kopfkino anzuwerfen.

Und genau zu diesem „Kino der Assoziationen“, zu einem Synästhesie-Erlebnis von Bildern im Ohr und Klängen hinter den Augen, möchte ich meine Zuhörerinnen und Zuhörer einladen. Mir geht es so, dass sich klang-induziert Horizonte und Szenarien in mir auftun, die ich dann nur noch protokollieren muss – und schon habe ich das Grundgerüst (oder wenigstens einen reichen „Bilder-Steinbruch“) für ein Gedicht. Vielleicht geht es Dir, geht es Ihnen ja ähnlich?

Wortklangbilder

Klang tut im Moment der Improvisation bereits das, was im Gedicht später erzeugt wird. Lyrik nutze ich letztlich (auch) zur bildhaften Fixierung und Vertiefung von Klangwelten – um in den Facetten der Sprache Möglich- und Wirklichkeiten ineinander zu spiegeln.

Christian Schloyer

Die „offizielle“ Vita & Bibliographie

Christian Schloyer ist hauptberuflich Text-, Klang- und Konzeptkünstler:in und schwerpunktmäßig in der Lyrik, in der Lyrik-Performance und im elektroakustischen Improvisationsspiel aktiv. Besondere Leidenschaft: kunstgattungen-übergreifende, „synästhetische“ (akustische und visuelle) Arbeit mit dichterischen Texten („Synpoesie“).

Geboren 1976 in Erlangen, Schulzeit in Nürnberg und Gunzenhausen, (abgeschlossenes) Studium der Philosophie, Neueren Deutschen Literaturwissenschaft, Theater- und Medienwissenschaften in Erlangen (Interessensschwerpunkte waren Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie und Frühromantik).

2007 in der deutschsprachigen Lyrikszene bekanntgeworden, als Schloyer, bis dato ohne eigene Veröffentlichung, in Darmstadt den Leonce-und-Lena-Preis gewann – und anschließend bei Kookbooks publizierte.

Derzeit Arbeit an Lyrikbänden, Hör- und Strategiespielen, Romanen, Performanceprojekten – sowie als PR- und Werbetexter:in. Zudem gibt Schloyer Seminare und Workshops als Lyrik-Dozent:in/-Lektor:in und Schreibbegleiter:in (u.a. an der Akademie Faber-Castell in Stein).

{Christian Schloyer, Pressebilder}

Der etwas persönlichere Lebenslauf

Christian Schloyer, in Erlangen geboren, hat in früher Jugend Spiele in C64er-Basic programmiert, in Gunzenhausen eine Schülerzeitung geleitet, für Schwerstbehinderten-Betreuung an einer Grundschule den Wehrdienst verweigert, ein gymnasiales Lehramtsstudium abgebrochen (um der Frühromantik, der Philosophie & der Erkenntnis- & Wissenschaftstheorie zu verfallen), hat sich als junger „Magister“ & Vater mit dem Leonce-&-Lena-Preis aus Hartz IV retten & Kookbooks für den ersten Lyrikband gewinnen können, entdeckte das Werbetexten & hat 5 Jahre in einer Firma gearbeitet, die virtuelles Gold & Zauberschwerter verhökerte, hat an einer Fantasy-Trilogie gebastelt & an einem Weltraumabenteuer-Spielbuch für Kinder, hat in Nürnberg geheiratet, mit elektroakustischen Klangimprovisationen begonnen, auf dem Tübinger Friedhof ein lyrisches „Retro-JUMP ‘N‘ RUN“ vollendet, Strategie- & Hörspiele entworfen, viel über den katastrophalen Zustand unseres Planeten erfahren – & sich selber als non-binär, queerfeministisch & als Klimaaktivist:in erlebt. Nun also „VENUS–MARS“. Vielleicht als Que(e)rsumme von alldem.

Mitgliedschaften und weitere Tätigkeiten

  • 2000 Initiierung / Mitbegründung der Textwerkstatt und Autor:innengruppe „Wortwerk Erlangen / Nürnberg“, Mitglied bis heute.
  • 2010 Mitbegründung und (seit 2012) Vorstand von „LiteraturDing e.V.“, verantwortet u.a. die „Nürnberger LYRIKNACHT“. Der Verein ruht seit 2020.
  • Gehörte der Künstlergruppe „falschtechst-schlachtfest“ sowie den Redaktionen der Literaturzeitschriften „Laufschrift“ und „BLUMENFRESSER“ an und engagierte sich in der Jury für den Literaturpreis der Nürnberger Kulturläden (2007–2015).
  • Seit 2019 Mitglied im Netzwerk Lyrik.
  • Seit 2020 (wieder) Mitglied in der Regionalgruppe Mittelfranken des Verbands Deutscher Schriftsteller:innen in ver.di (zwischen 2022-2023: 2. Vorsitzende:r).

Was biete ich an?

Text-, Klang- & Konzeptkunst (mit Lyrik, Prosa, Soundart, Experiment & Spiel)

  • auftreten: Lesungen, Performances, Installationen, interaktive Poesie-Games
  • ermöglichen: Veranstaltungskonzepte &  -formate mit Lyrik, Kuration & Moderation
  • lehren: Seminare & Workshops für Lyrik / Synpoesie / Soundart / Erkenntnis- & Wissenschaftstheorie / Philosophie
  • begleiten: Mentoring, Schreibbegleitung & Lektorat für Lyrik & spachbewusste Prosa
  • basteln: Gedichteschreib- & Spielebastel-Werkstätten für Kinder & Jugendliche
    (z.B. in Schule, Hort & Mittagsbetreuung)
  • werben: Ungewöhnliche Presse- & Werbetexte; Ideenreichtum & künstlerische Würze für Werbekampagnen, Veranstaltungen, (Firmen-)Events …
  • schreiben: Lyrik, Hörspielskripte & Prosa, u.a. folgende Veröffentlichungen …

Bei Interesse an einem Lyrik-Auftritt (klassische Lesung oder experimentelle sowie interaktive Formate), an einem (konzeptionellen) Beitrag für Ihr Festival, an einem Lyrik-Workshop (z.B. für Schulen) oder einer individuellen Schreibbegleitung (Mentoring) – oder gerne auch an irgendwelchen abgefahrenen Mischformen hiervon! – freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme (siehe rechts bzw. auf schmalen Bildschirmen unten!) … [Viele Formate und insbesondere die Schreibbegleitung biete ich sehr gerne auch ONLINE an.]

Weitere Info zum Thema „Werbetext & PR“ finden Sie unter dem Menüpunkt „Werbetext“ (siehe oben).

Einzelveröffentlichungen Lyrik

  • 2007 erschien das Lyrikdebüt „spiel · ur · meere“ bei Kookbooks, Berlin. (mehr …)
  • 2012 wurde Schloyers zweiter Gedichtband veröffentlicht: „panik · blüten“, Poetenladen Verlag, Leipzig. (mehr …)
  • August 2017 erschien im gleichen Verlag der dritte Band: „JUMP ’N’ RUN“, ein „poetisches Retro-Computerspiel in Gedicht- und Buchform.“ (mehr …)
  • Soeben erschienen: „VENUS–MARS“, ein Lyrik-Doppelband mit dem Einzelband MARS als Adventure-Game (Sommer 2024, Poetenladen Verlag).

Audio (elektroakustische Klangimprovisation)

  • 2018, „BOSCH TAPES – Der Garten der Lüste“, mit: Bryan Hillesheim, Thomas Kugelmeier und Michael Ammann. Erschienen bei TOEN, Fürth. (mehr …)

Projekte (Auswahl)

  • 2008 „Troia ist tiefer“ (Erlanger Poetenfest)
  • 2010 „Projesie-Prosajekt“ (Erlanger Poetenfest)
  • 2010 1. Nürnberger Lyriknacht
  • 2011 2. Nürnberger Lyriknacht
  • 2013 „Zettelkastens Traum“ (Erlanger Poetenfest)
  • 2015 LYRIKNACHT 2015
  • 2015 „LiterraForming“ (net:works-Festival; mehr …)
  • 2017 LYRIKNACHT 2017 (mehr …)
  • 2018 „JUMP ’N’ RUN“ (Blaue Nacht)
  • 2018 „Hyperschallkunstflugzeugen“ (poesiefestival berlin; mehr …)
  • 2019 Beiträge für ULF, das „1. Unabhängige-Lesereihen-Festival“
  • 2019 LYRIKNACHT 2019 (mehr …)
  • 2021 Beiträge für texttage.nuernberg, u.a. „unZIP Lyrik“ (Installation mit PC)
  • 2021 Beitrag für „Wortwiese“, (Kultursommer 2021, Landkreis Tübingen)
  • 2022 Festrede und quadrophonische Klangimprovisation für den 1. Lyriktag Lohr
  • 2024 QUADROPHONIA #5.0 – Festival für elektroakustische Kunst (Interplays, Solo)
  • 2024 Soundszenerie-Performance „KlangSchreibGame“ (Eröffnung texttage.nuernberg)

Als Schriftsteller:in erhielt Schloyer bisher folgende Auszeichnungen:

  • 2003 Förderpreis „Lyrik“ der Nürnberger Kulturläden
  • 2004 Erster Preisträger des 12. Open Mike, Berlin
  • 2007 Leonce-und-Lena-Preis, Darmstadt
  • 2008 Aufenthaltsstipendium des Berliner Senats im Literarischen Colloquium Berlin
  • 2009 Preis beim Literaturwettbewerb Wartholz, Reichenau a. d. Rax in Österreich
  • 2009 Kulturförderpreis für Literatur der Kulturstiftung Erlangen
  • 2011 Förderpreis zum August-Graf-von-Platen-Preis, Ansbach
  • 2013 Bayerischer Kunstförderpreis in der Sparte Literatur
  • 2015 Einladung zur Autorenwerkstatt Prosa, Literarisches Colloquium Berlin
  • 2015 Stipendium der Stadt Nürnberg
  • 2016 Lyrikpreis München
  • 2017 Stadtschreiber in Tübingen
  • 2020 Förderpreis zum Wolfram-von-Eschenbach-Preis, Bezirk Mittelfranken
  • 2023 Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds